Rudern – Der leise Extremismus der Körperbeherrschung
Was Rudern bedeutet – es ist kein Sport – es ist ein stiller Ausnahmezustand: voller Schmerz, Präzision und unnachgiebiger Disziplin. Wer rudert, kämpft nicht nur gegen die Zeit – sondern gegen sich selbst.

Ruderclub Erlenbach, 6:00 Uhr morgens.
Der Zürichsee liegt ausnahmsweise glatt da, als wäre er eine Wasserwaage. Am Horizont flimmert das erste Licht. Martino Goretti, Weltmeister im Rudern, Vater, unser Ambassador und Trainer im Ruderclub Erlenbach, lenkt sein Motorboot hinaus. In seiner linken Hand ein Megafon. In der rechten der Arm seines zweijährigen Sohnes, der sich im Halbschlaf an die warme Jacke klammert. Am Ufer zieht ein Einer vorbei. Am Schlag: die niederländische Sophie Souwer. Zweifache Olympiateilnehmerin. Mutter. Zurück im internationalen Rudersport. Für Italien – die Heimat ihres Mannes. Unsere Ambassadorin.
Rudern ist eine stille, aber brutale Sportart. Es ist ein 2000-Meter-Kampf gegen die Zeit, den Schmerz, die Lunge. Aber vor allem: gegen sich selbst. Wer rudert, kennt die Grenze – und lernt, sie regelmässig zu verschieben.
Tradition mit Tiefgang
Die Historie des Rudersports ist ehrwürdig. FISA, der internationale Ruderverband, ist die älteste Organisation der olympischen Bewegung. Die Rennen Cambridge vs. Oxford oder Yale vs. Harvard haben Ikonenstatus. Was Rudern bedeutet für Elite – vor allem Disziplin. Und für Exzellenz, die sich nicht auf Marketing stützt, sondern auf jahrzehntelange Wiederholung derselben Bewegungen, bis sie perfekt sind.
2000 Meter Wahnsinn
Ein Weltklasse-Rennen dauert rund 5:30 bis 7:00 Minuten, je nach Bootsklasse. Die Herzfrequenz liegt jenseits der 190, Laktatwerte am Limit. Der Körper arbeitet am Rand des Kollapses. Doch anders als bei einem Sprint darf hier keine Bewegung unkontrolliert sein. Jeder Schlag muss sitzen. Im Flow bleiben – unter maximaler Belastung. Es ist das kontrollierte Explodieren. Das bedeutet: maximale Sauerstoffaufnahme, durchgängig über Minuten. Der Schmerz setzt früh ein, aber das Rennen ist nicht mal bei 1250 Metern entschieden. Der Rest ist reine Kopfsache.
Wer selbst rudert, weiss: Wenn man völlig am Ende ist – körperlich wie mental – und trotzdem noch sauber rudern und Kraft liefern muss, dann geht das nur mit harter Vorbereitung. Genau das macht den Unterschied aus.
Was Training bedeutet
Neun bis zwölf Einheiten pro Woche sind Standard. Meist vier bis neun Wasser-Einheiten, ergänzt durch Krafttraining, Core-Stabilität, Ergometerintervalle und Mobility. Oft steht frühmorgens zuerst ein 10 bis 20-Kilometer-Row auf dem Plan. Danach explosive Kraft im Gym. Und abends noch eine lange Ausdauereinheit. Rudern ist kein Sprintsport – aber trainiert wird, als wäre es einer.
Wie Martino Goretti von seiner früheren Ruderkarriere erzählte: «Ein typischer Tag beginnt um 05:30 Uhr. Erste Einheit um 06:00 – Technik, Grundlagenausdauer. Danach Frühstück, kurze Ruhezeit. 10:00 Gym: schwere Kniebeugen, Kreuzheben, Klimmzüge. Manchmal stehen auch Ergometerintervalle an, z. B. 5×1500 m @85%. Dazwischen: Mobilisation, Physio, und immer wieder Essen.»
Ruderer bauen Muskelmasse gezielt auf – aber noch wichtiger ist die Fähigkeit, diese Masse präzise und rhythmisch einzusetzen. Ohne Technik keine Kraftübertragung. Ohne Spannung kein Catch. Und ohne Core kein Finish. Der Rumpf stabilisiert die komplette Bewegungskette. Eine schwache Körpermitte? Kein Platz im Boot.
Im Boot ist niemand allein
Wer in einem Doppelvierer oder Achter sitzt, muss mehr können als rudern: zuhören, reagieren, sich einfügen. Die Synchronisation ist das höchste Gut. Ein schneller Achter lebt nicht von der Summe der Einzelkräfte, sondern vom Taktgefühl. Vom Vertrauen, dass der Vordermann den Schlag sauber setzt – und dass man selbst ihn exakt übernimmt. Fehler sind messbar: in Zehntelsekunden. Und sie summieren sich.
Die Crew ist ein System – in Bewegung und Atemfrequenz. Wenn einer die Konzentration verliert, verliert das ganze Boot an Effektivität. Deshalb ist Rudern Teamarbeit in ihrer reinsten Form.
Die mentale Komponente
Rudern ist ein mentales Spiel mit kalkuliertem Schmerz. Die ersten 300 Meter geben Adrenalin. Danach regiert der Kopf. Man weiss, dass man sich nicht erholen wird. Aber man muss trotzdem präzise bleiben. Die Technik halten. Den Rhythmus stabilisieren. Fokus ist alles. Gerade im Schmerz.
Leistung entsteht im Kopf. Viele Rennen werden nicht durch Technik oder Kraft entschieden, sondern durch die Fähigkeit, im entscheidenden Moment durchzuziehen – auch wenn der Körper längst „Stopp“ schreit. Konzentration trotz Schmerz. Präzision trotz Atemnot. Haltung trotz Erschöpfung.
Ernährung und Regeneration
Was viele unterschätzen: Wer so trainiert, muss auch essen – strukturiert und mit hohem Volumen. Ein durchschnittlicher Ruderer verbraucht über 5000 kcal am Tag. Das bedeutet Mahlzeiten im Stundentakt, Regenerationsshakes direkt nach der Einheit und strategische Kohlenhydratzufuhr vor intensiven Intervallen. Flüssigkeit ist essenziell. Schweissverluste von 1,5 bis 2 Litern pro Stunde sind nicht unüblich. Wer zu spät trinkt, verliert nicht nur Leistung – sondern Technik.
Lightweight-Athlet:innen müssen zusätzlich aufs Gewicht achten – ohne Substanz zu verlieren. Dabei ist Ernährungsberatung zentral: Der Körper soll leistungsfähig bleiben, während die Waage jeden Morgen mitentscheidet, ob man starten darf.
Regeneration ist nicht passiv. Sie ist aktiv geplant: Schlafrhythmus, Massage, Mobilität, Entzündungskontrolle. Wer nicht regeneriert, wird nicht schneller – sondern einfach nur müde.
Warum wir das erzählen
Weil wir mit Sophie Souwer und Martino Goretti zwei Persönlichkeiten in unserem Ambassador-Team haben, die nicht nur über Rudern sprechen – sie leben es. Tag für Tag. Auf dem Wasser. Im Alltag. Mit Disziplin, Haltung und tiefer Demut vor einem Sport, der sich nie leicht anfühlt – selbst wenn er leicht aussieht.
Wir wollten euch näherbringen, was Rudern bedeutet. Nicht als romantische Kulisse bei Sonnenaufgang, sondern als das, was es wirklich ist: physische Präzision. Mentale Klarheit. Und ein Trainingsalltag, der mehr fordert, als viele anspruchsvolle Karrieren je verlangen. Wer rudert, weiss, was Belastung bedeutet – und was es heisst, sie dauerhaft auszuhalten.
Gerade deshalb ist die Geschichte von Sophie Souwer für uns mehr als nur ein Comeback. Vier Jahre lang war Rudern für sie abgeschlossen. Sie bekam ein Kind, baute sich ein neues Leben auf – und verabschiedete sich innerlich vom Hochleistungssport.
2024 reiste sie zur Olympiastrecke in Paris. Nicht als Athletin, sondern als Zuschauerin – um ihre niederländischen Freundinnen beim Wettkampf zu unterstützen. Als diese Gold gewannen und auf dem Siegersteg standen, war Sophie stolz. Bewegter, als sie erwartet hatte. Und zugleich: innerlich aufgewühlt.
It was hurting. I had tears in my eyes: one fact I was so happy for the girls that they’d done so well, the other thing was like ‘hmm, there’s something not right, why am I feeling like this?
Diese Mischung aus Freude und innerer Unruhe liess sie nicht mehr los. Ihr Mann Martino Goretti – selbst Ruderweltmeister, Trainer, Vater – brachte es auf den Punkt:
I feel there’s something there that you can only solve by trying again.
Und sie hat es versucht. Sie ist zurück. Im Leistungssport. Im Ruderboot. Auf der internationalen Bühne.
Diesmal für Italien – das Heimatland ihres Mannes.
Für sich.
Für einen Sport, der keine Bühne braucht, um Haltung zu zeigen.
Sophie Souwer ist zurück – als Mutter. Als Athletin. Als Botschafterin für Rudern.
Und für eine Stärke, die nicht laut sein muss, um Wirkung zu zeigen.
P.S.: Mehr über Sophies Rückkehr in den internationalen Rudersport findet ihr hier.
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